Waldspaziergang durch den Reichtum der Schöpfung – Gastbeitrag von Reinhard Burgert

Es ist noch dunkel, als ich aufwache. Sorgfältig kämme ich mit meinen Fingern die hängen gebliebenen Träume aus den Haaren, neue, bunte Federn für meine Flügelspitzen. Mit mir löst sich ein unschuldiger Morgen aus der sanften Umarmung der Nacht, ich bereite einen grossen Topf Milchreis für meine Rückkehr zum frühen Sonnenuntergang, als mich die ersten Schiffsschaukelgefühle jauchzend in die Luft werfen … ich tanz die junge Sonne aus dem grauen Nebel heraus;  und flieg die Achterbahntreppe hinunter aus dem Haus.

Im Garten Eden knie ich nieder vor meiner uralten Salbeipflanze, betrachte ihre prickelnden Blätter und pflück eins davon mit meinem Mund. Sie beginnt spiralförmig zu tanzen, ich nehme Ihre Einladung an und Sie zieht mich wirbelnd durch  Ihren funkelnden Schoß in sich hinein, wir lassen die Materie hinter uns, als freie Seelen wehen wir durch Ihr himmlisches Naturreich. Die Kraftlinien der Biosphäre durchziehen das materielle Universum wie ein gewaltiges Spinnennetz, liebevoll, bedachtsam geknüpft, um fallende, zerfallende Seelen aufzufangen und sie zurück zur Liebe, ins eine Leben zu führen.

Mein Körper erhebt sich, spaziert zum nahen Kaiserblick-Wald einen schmalen Pfad hinauf, immer höher und höher. An einem kleinen Wigwam aus Ästen und Zweigen hält er inne, ich trete ein, kniee abermals nieder und lege meinen Kopf auf eine knorrige Wurzel. Betörender Duft aus Laub, Holz, Harz und Erde hüllt mich ein, füllt mich vibrierend aus, sie wächst durch mich hindurch, verzweigt sich bis in die Unendlichkeit und verbindet jede Zelle in mir, mit allen anderen Zellen aller biologischen Geschöpfe.

Spaziergänger mit Hunden gehen vorbei, ich grüsse sie herzlich, immer noch halb erdversunken und sie murmeln, alles ist gut, alles ist gut…

Es zieht mich auf eine Lichtung, barfuss steig ich auf den mächtigen, alten Baumstumpfriesen, die jubilierende Sonne steht im späten Vormittag und verschenkt mit milder Novemberkraft ihre letzten warmen Energieküsse, meine Arme werden zu Ästen, meine Hände tragen Blätter, ich recke und strecke, wachse ihr wunschlos selig entgegen. Meine Stirn berührt die ihre und ich schau ihr in die Augen, myriarden Lichtquanten durchjagen meinen Körper, wir senden unsere leuchtende Liebe in die Herzen aller Kreatur dieser Welt.

Meine Wanderung führt mich zu einem grünen Graben, und ich folge einem zarten Plätschern talabwärts durch hüfthohes Gestrüpp und Brombeergewächs, als ich plötzlich vor einer kleinen Tröpfelstufe des Quellbachs stehe. Feine silberne Fäden und Perlen die lustvoll aus einem moosigen Schoss in einen steinernen Kelch hinuntermurmeln und hineinklimpern. Ich sitze neben ihr andächtig im weichen Moos, setze meine Lippen an den kühlen Kelch und trinke dankbar vom süssen Wasser des leichten Lebens, das die gesamte Schöpfung durchfließt und allem seine Unsterblichkeit verleiht.

Weiter geht’s Richtung Mangfall, das Steiglein endet auf einer Wildwiese und ich liege ausgestreckt auf ihr in der Mittagssonne… meine Seele lauscht einer stillen lauten Stimme aus dem Mittelpunkt der Welt … ich hab dich gemacht  ~  ich hab dich lieb   ~  du bist mein   ~   ich bin dein   ~  du bist wie ich   ~  nur so schön anders   ~   komm…

Ich steh auf und mitten in meiner Welt … Seine Augen sind meine geworden … ein Atem … ein Herzschlag … ein Bewusstsein. Ich bin.

Ein  göttlicher Traumpfad schlängelt sich am Ufer entlang, immer wieder verweile ich beim Anblick des Flusses für Ewigkeiten im Augenblick, nach einer Weile halte ich an einem heisskalten Quellsee inne, sein kristallklares Wasser trägt einen Spiegel aus flüssigem Metall und erlaubt einen Blick in den tiefsten Abgrund der Seele und spiegelt gleichzeitig das Abbild des höchsten Himmels.

Sobald ein Windhauch die Oberfläche berührt, zerfällt jede Illusion zu Staub und löst sich auf, im Meer der einen Wahrheit.

An einer alten Brücke wechsele ich ans jenseitige Ufer, und folge dem märchenhaften Weg der Waldläufer bis zu einem abgestorbenem, abgebrochenen Baum, aus dessen Mitte ein neuer Baum wächst, dessen merkwürdige Wurzel sich wie eine Schlange am alten Stamm entlang in die Erde windet, ich beisse hinein, lehne meinen Kopf an die morsche Rinde, vergrabe meine Hand in einem Spalt des toten Holzes und nehme das Flehen und die Gebete der gefallenen Seelen wahr, ihre Sehnsucht nach Wärme und Liebe, den Schmerz und die Gram über ihr Fehlen am Nächsten und die inbrünstige Bitte, die Erde zu bewahren, sie nicht zu verstossen und auf ihre Rückkehr zu warten. Sie brauchen die Erde und unsere offenen Arme, sie habe keine andere Hoffnung.

Am späten Nachmittag überquere ich den sumpfigen Quell und Pfützengürtel, der die falsche Zivilisation vom wahren Märchenland trennt, noch einmal knie ich dankbar betend im feuchten Laub, erfüllt vom Rauschen des Wassers, dem Duft der Luft, der Wärme der Sonne, dem Halt der Erde.

In der verglühenden Abendsonne, beginnt sich mein wundervoller Kreislauf durch unsre schöne Welt zu schließen. Links und rechts der kleinen Teerstrasse schnattern, auf grossen, eingezäunten Feldern die Gänse eines Geflügelhofes … gaga gagagaga, gaga gagagaga, ich bleib stehen, halte ihnen freundlich meine gespreizten Hände entgegen, sie kommen neugierig und schüchtern näher und näher, wir schauen uns voller Herzenswärme in die Augen und unsere Seelen wehen zusammen durch diesen göttlichen Augenblick … gaga gagagaga … es gibt nicht mehr, als in aller Unschuld den Augenblick zu geniesen, für jetzt  ~  immer und ewig… gaga gagagaga…

Und gans liebe Grüße, von Chief Dancing Thunder:

…folgt der uralten Meisterschaft von Gewahrsein … (ihre) Rituale lehren hohe Wahrnehmungszustände und ausserkörperliche Erfahrungen, die wesentlich sind, um die materielle Welt zu stoppen und sich durch die Traumrealität zu bewegen, die als Brücke zur unendlichen Realität dient. Dies führt zum uralten Weg des „ohne Verstand Seins“ und dem Erreichen des „einen Verstandes“.

Aloha Ke Akua
(Reinhard Burgert)

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Das Erschaffen einer neuen Erde ist untrennbar mit dem Gehen des spirituellen Weges verbunden. Eine neue Erde kann ohne das andere nicht sein. Wenn ich mich bereit erkläre, mein ganzes Leben der Suche nach meiner wahren Identität zu unterstellen, erfahre ich mich selbst als eins mit dem unbegrenzten, ewigen und glückseligen Bewusstsein, das wir Gott nennen. Durch den Kontakt und letztlich das Verschmelzen mit Gott wird unser wahres und ganzes Potential verwirklicht - die Erfüllung unserer Seele. Wir bestimmen stets selbst durch jede einzelne unserer Entscheidungen im Leben, ob wir der Angst oder der Liebe Raum in uns geben. Angst entfernt uns dabei immer mehr von dem Paradies in uns, während Liebe uns immer näher an Gott annähert. Wer jedoch immer der Liebe folgt, ohne abzuweichen, kommt am Ende bei Gott selbst an. Auf unserem Weg zu uns selbst gilt dabei immer der kosmische Grundsatz: "Wie innen, so außen". Daran können wir überprüfen, wie nahe wir Gott schon sind. Die paradiese Erfüllung, die unser wahres Selbst ist, kann es nur dann geben, wenn wir auch das Paradies in uns befreien. Das Gute daran ist: Es ist schon da, wir sind bereits eins mit Gott, wir müssen es nur wieder erkennen (das ist Weisheit) und folgend auf diese Erkenntnis die Unschuld, Reinheit und die Liebe unseres Herzens zulassen (das ist Liebe). Die Texte auf dieser Homepage wurden von mir verfasst und spiegeln meine rein persönliche Ansicht und Meinung wieder. E-Mail: damodar@erde-und-geist.de, webmaster@erde-und-geist.de
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