Spirituelle Eigenverantwortung
Erde und Geist – Newsletter November 2017, auch als
PDF hier lesen.
Englische Version PDF:
Spiritual Autonomy.
Liebe Freunde, liebe Interessierte!
Diesen Monat geht es darum, was ein echter spiritueller Weg ist und wo dieser in seiner höchsten Konsequenz hinführt. Ich führe damit die Gedanken weiter, die ich schon in meinen letzten Newslettern „Mein Königreich ist nicht von dieser Welt (Juni 2017)“ und „Finaler ID-Split (August 2017)“ begonnen habe.
Wie in früheren Newslettern setze ich auch hier meine Tradition fort, Erkenntnisse, die ich selbst durch meinen Weg intuitiv erreicht und auch überprüft habe, zusätzlich mit Zitaten bekannter spiritueller Meister aus Ost und West und heiligen Schriften aus aller Welt zu unterlegen.
Dadurch fällt es Lesern meiner Texte leichter, Vertrauen zu diesen Wahrheiten zu finden – auch wenn sie mich nicht persönlich kennen. Auch werden so leicht weitere äußeren Literaturquellen als Hilfe zum Thema erschließbar. Das ist hilfreich, bis man schließlich selbst diese spirituellen Wahrheiten im eigenen Inneren, der einzigen fehlerfreien Quelle, entdeckt hat.
Das Universum ist nichts weiter als ein Gedanke
Der Gedanke ist die Matrix aller
Schöpfung; der Gedanke erschuf alles. Wenn du diese Wahrheit mit
unbezwingbarem Willen festhältst, kannst du jeden Gedanken
materialisieren
–
Paramahansa Yogananda.
Zunächst einmal eine fundamentale Wahrheit, die sich durch den spirituellen Weg erschließt: „Das Universum ist nichts weiter als ein Gedanke“.
Nun ist es so, dass gemäß dem spirituellen Gesetz „wie Innen, so Außen“ unsere Aufmerksamkeit bestimmt, in welche Richtung wir uns auch im Außen bewegen bzw. was wir schöpfen.
Diese Erkenntnis birgt große Macht in sich und die meisten Menschen haben Angst vor so viel Macht, und das Bedürfnis, sich als Opfer der Umstände zu sehen, ist groß.
Jesus antwortete ihnen: Steht nicht
geschrieben in eurem Gesetz (Psalm 82,6): „Ich habe gesagt: Ihr seid
Götter“?
– Christliche Bibel, Johannes
10:34
Normalerweise benutzen die Menschen, wenn überhaupt, ihre Macht zu schöpfen bewusst oder unbewusst (durch Wünsche) nur, um materielle Dinge und angenehme Situationen im Außen anzuziehen. Wirklich Weise Menschen jedoch, benutzen ihre Macht zu schöpfen, um Weisheit anzuziehen und Liebe zu verwirklichen.
Durch den Weg erkennen wir, wer wir wirklich
sind und was wirklich
glücklich macht
Der interessante Punkt ist: Viele Menschen haben eine Ahnung, dass sie nicht der Körper sind. Viele Menschen haben sogar schon die Erfahrung gemacht, dass sie auf individueller Ebene nicht der Körper sind (ja es ist erfahrbar, z.B. durch außerkörperliche Erfahrung). Und einige wenige Menschen kennen sogar das wahre Selbst.
Aber nur sehr wenige Menschen, verstehen, was wirklich glücklich macht. Da herrscht nach meiner Meinung und Beobachtung die größte Verwirrung und Täuschung!
Ich möchte in diesem Newsletter Licht ins Dunkel bringen durch meine eigene Erfahrung und meinen spirituellen Weg, den ich seit vielen Jahren in tiefer Hingabe gehe.
Was bedeutet es, dass wir eine Seele sind und
nicht der Körper?
Es bedeutet, dass wir erkennen, dass nur Einheit mit Gott (Liebe) uns glücklich machen kann und nicht die Dinge der Welt.
Der Körper entsteht durch Abgetrenntheit von Gott überhaupt erst. Es sind verdichtete Gedanken von Trennung, die den Körper erscheinen lassen.
Die Seele ist unsere wahre Identität.
Man muss wissen: Der Körper entsteht durch Abgetrenntheit von Gott überhaupt erst. Es sind verdichtete Gedanken von Trennung (Eigenwille), die den Körper erscheinen lassen.
Der Körper besteht (letztlich) nur aus Gedanken.
Dieser Eigenwille, verschließt die Fenster der Seele zu Gott, so dass keine Einheit mehr spürbar ist und somit auch der Zugang zur höchsten Glückseligkeit, die auch die höchste „Ent-Wicklungsstufe“ ist, versperrt ist.
Wer sich aber durch Egoismus abtrennt, fällt immer tiefer in seine im Geiste selbst geschaffene Grenze.
Die Wurzel allen Leidens liegt darin,
dass der Mensch seinen freien Willen missbraucht und seine göttlichen
Hilfsquellen vergisst.
– Paramahansa Yogananda[i]
Man will sein Handeln nicht dem Ganzen unterstellen, da der Verstand Erfahrungen bewertet, d.h. Anhaftung und Abneigung erzeugt.
Dadurch entsteht Trennung, das ist die Folge des Eigenwillens.
Wer abgetrennt ist, verliert aber schrittweise die Unschuld (d.h. das Handeln im Einklang mit der Wahrheit „Alles ist Eins“) und die Freude der Liebe, d.h. die Einheit mit Gott.
Gott ist die Quelle. Gott ist das wahre Selbst (Brahman). Gott ist Glückseligkeit (Ananda).
Wer abgetrennt ist, hat keinen Zugang mehr zur inneren Glückseligkeit. Er braucht irdische, d.h. körperliche Freuden, um sich gut zu fühlen. Dafür braucht er dann den Körper, hängt an ihm. Umso mehr Abgetrenntheit da ist, desto mehr hängt man am Körper.
Da aber die irdischen Freuden begrenzt sind und instabil sind und der Körper (im Gegensatz zur Seele) vergänglich ist, entsteht viel Leid.
Leid, dass unnötig ist, wenn man die Abgetrenntheit – die es in Wirklichkeit nicht gibt, ja nie gegeben hat – wieder loslässt.
Es gibt verschiedene Stufen der Abgetrenntheit. Deshalb ist in dieser physischen Welt auch etwas Liebe. Es gibt z.B. schlechte und gute Menschen. Gute und schlechte Umgebungen, Zeiten, Bewusstseinsstufen.
Wie die Abgetrenntheit entstanden ist
In der Astralwelt gibt es keinen
gewaltsamen Tod, keine Krankheit und kein Altern. Diese drei Geißeln
liegen wie ein Fluch über der Erde, wo der Mensch seinem Bewusstsein
gestattet hat, sich ganz und gar mit einem gebrechlichen, irdischen
Körper zu identifizieren, dessen Existenz von Sauerstoff, Nahrung und
Schlaf abhängig ist
– Swami Sri
Yukteswar Giri[ii]
Die Seele hat auf ihrem Entwicklungsweg einen freien Willen. Sie kann auf ihrem Weg ihrer Intuition, d.h. der Stimme Gottes bzw. der Weltseele (Brahman) folgen, oder dem Verstand. Die Stimme Gottes kommt aus dem innersten spirituellen Herzen – sie ist auch die Stimme des Gewissens.
Alles was ist, ist durch Gedanken geschaffen.
Wenn ich mich der Stimme Gottes in meinem Herzen verschließe, erschaffe ich Trennung vom Ganzen.
Trennung vom Ganzen sind egozentrische Wünsche, wie z.B. „ich will besser sein als die anderen“. Dieser Wunsch geht z.B. vom Verstand aus, nicht aber vom Herzen. Es ist der Wunsch mich getrennt von anderen zu erleben.
Wenn ich solche Gedanken denke und ihnen glaube, d.h. solche Wünsche habe, so erzeuge ich in meinem Bewusstsein eine Mauer, die mich von anderen trennt und auch einsam macht.
Diese Trennung ist nur eine Illusion, die ich erschaffe, damit ich nicht mehr sehen kann, dass alles eins ist, dass ich und du eins, d.h. absolut dasselbe (Brahman/Gott), sind.
Wenn ich egozentrische Wünsche verfolge, entsteht auch im Außen eine Mauer in meiner Wahrnehmung.
Diese Mauer ist der physische Körper und die zugehörige physische Welt, die aus der Perspektive eines physischen Körpers auch undurchdringbar ist.
Mauern erzeugen Angst. Der Körper und die Welt ist unsere Schöpfung. Unsere Schöpfung durch Gedanken.
Wie Innen so Außen.
Im Astralkörper (Pranakörper) gibt es so eine Trennung nicht mehr. Dort herrscht mehr Harmonie. Man kann alles durchdringen oder auch nur an der Oberfläche berühren – ganz nach Wahl.
Um ein Du zu erfahren, braucht man keinen physischen Körper!
Abgetrennt sein zu wollen ist unsere eigene Wahl.
Wer nicht mehr abgetrennt ist, kann aber einen physischen Körper
benutzen, wie ein Auto.
Aber er/sie will nicht mehr von sich aus in
einer abgetrennten Welt sein. Man hat keine Wünsche danach mehr – nach
Abtrennung. Genauso wenig, wie man freiwillig in einer gewalttätigen
Familie wohnen will. Man ist, wenn dann, auf Erden nur noch aus
Mitgefühl oder Freude (Freude bringen) da.
Durch Abtrennung erfolgt der Fall ins Körperbewusst-
sein
Darum sollt ihr also beten: Unser
Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein
Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.
– Christliche Bibel Matthäus 6:9-10
Wer aber total in der Liebe aufgeht, verlässt die physische Erde im Bewusstsein. Dabei veredelt er die Erde aber durch sein lichtvolles Tun im Rahmen seiner Entwicklung.
Derjenige, der befreit ist, hört auf, zur Erde zu gehören. Er steigt auf.
So euch die Welt hasst, so wisset,
dass sie mich vor euch gehasst hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die
Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich
habe euch von der Welt erwählt, darum hasst euch die Welt.
– Christliche Bibel, Johannes 15:18-19
Die Welt ist der Platz für egoistische und egozentrische Spiele.
Wir haben sie aus Resonanz unserer Gedanken angezogen. Sie ist zu unserem Außen geworden, weil lieblose Abgetrenntheit unser innerer Zustand ist. Alles, was ist, ist nur aus Gedanken.
Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen,
wisset ihr nicht, dass der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? Wer
der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.
– Christliche Bibel, Jakobus 4:4
Das Geheimnis des Glücks ist, dass wir eine Seele sind und nicht der Körper
Die individuelle Seele (Atman) und die
Weltseele (Brahman) sind eins
– Brihadaranyaka Upanishad 4.4.5[1]
Der grobstoffliche Körper, welcher aus
den sieben Körperflüssigkeiten (dhatus) besteht, bin ich nicht.
– Ramana Maharshi[iii]
Wenn man selbst ein Interesse an Wahrheit in sich hat und wirklich nachforscht, wer man ist, erkennt man allmählich, dass man auch – auf individueller Ebene – eine Seele (Bewusstsein) ist und nicht der physische Körper und seine Funktionen.
Wie erkennt man, dass man nicht der physische Körper ist, sondern die Seele?
Dieses schrittweise Erkennen nennt man den „spirituellen Weg“. Es geschieht durch bewusste Selbstbeobachtung und innerlich mit echtem Interesse oft die Frage zu stellen, wer bin ich?
Weiterhin sehr hilfreich, damit diese Selbsterkenntnis geschehen kann, sind folgende Handlungen und Einstellungen:
- Glaube, d.h. Vertrauen, dass wir wirklich Geist sind.
- Fasten. Richtig praktiziertes Fasten lässt erkennen, dass man nicht der Körper ist und das Verlangen nach guten Speisen (Geschmack) eine Funktion des Körpers ist und nicht der Seele[2].
- Sexuelle Enthaltsamkeit. Durch Enthaltsamkeit öffnen sich die oberen Bewusstseinszentren bzw. Chakren, da z.B. durch den männlichen Samenerguss sehr viel Lebenskraft nach außen geht, die ansonsten für die spirituelle Entwicklung genutzt werden kann. Man erkennt den eigenen Energiekörper (Pranakörper).
- Außerkörperliche Erfahrungen.
- Yogische Übungen wie Pranayama (Kontrolle der Lebensenergie), die aber stets bitte nur in Harmonie mit dem Körper ausgeübt werden. Kennt Eure Grenze!
- Vegetarische oder vegane Kost, auch aus Mitgefühl mit den Tieren.
- Alles äußere Handeln immer nach der Liebe ausrichten. Was würde die Liebe tun? (Erkenne das in deiner Meditation).
Spirituelle Eigenverantwortung
Da du allein für deine Gedanken
verantwortlich bist, kannst nur du sie ändern.
– Paramahansa Yogananda
Wir aber können es auch wieder rückgängig machen – unsere Abgetrenntheit auflösen.
Wie wir das machen? Wir richten unsere Aufmerksamkeit nach Innen – und suchen nach der Wahrheit und handeln auch nach dieser:
und werdet die Wahrheit erkennen, und
die Wahrheit wird euch frei machen.
– Christliche Bibel Johannes 8:32
Die Unterscheidungskraft (Viveka) muss durch Meditation und positive Handlungen (Karma Yoga) geschärft werden, jedoch, falls es die eigene Entwicklungsstufe schon zulässt, mit der Absicht den Fall in die Körperlichkeit wieder aufzuheben und auch andere Seelen von der körperlichen Illusion zu befreien – ansonsten, falls man seine Seele noch nicht erkennen kann, einfach Liebe bringen.
Es geht nicht darum, die Welt für das Ego schön zu gestalten zum „Genießen“, sondern darum, das Ego aufzulösen, damit der Schöpfer aus dem Fall ins Körperbewusstsein wieder befreit wird und der Zugang zum Himmel, unserer wahren Heimat, offen wird.
Auch wenn man innerlich frei von der Welt wird, kann der Heilige dennoch in ihr wirken. Er muss es aber nicht mehr.
Der Körper und die Welt üben keinen Zwang mehr auf einen aus. Wenn der Aufstieg vollständig ist, so hat man keine Bindung mehr an die Welt und den Körper.
Es steht einem jeden Aufsteigenden frei zum Himmel aufzusteigen. Der physische Körper stirbt dann, bzw. das Leben – das man ist – wird ihm entzogen.
Oder man bleibt hier, falls man gebraucht wird und falls man gleichzeitig Freude daran hat, unbewussten Seelen zu helfen bzw. das Licht zu bringen – und doch frei vom Zwang des Körperbewusstseins.
Es gibt jedoch keine Pflicht, denn alles was ist, ist (letztlich)
illusorisch.
Nur um der Freude willen leben wir!
Hier noch ein Zitat von Paramahansa Yogananda zum Abschluss[iv]:
Der einzige Sinn des Lebens besteht
darin, sich von der Täuschung dieser materiellen Welt zu befreien. Warte
nicht länger. Wie kannst du es wagen, Gott zu vergessen! Ich bezeuge
euch die Existenz von Gottes astralen Reich, warum sucht ihr es jetzt
nicht? Du versuchst immer, hier auf Erden dieses Bild der Vollkommenheit
zu erschaffen, aber es ist fruchtlos. Du wirst es nie schaffen, denn
diese Welt ist ein Ort mit zu vielen Beschränkungen. Dieser utopische
Traum ist nur die vergessene Erinnerung an deine Erfahrung der astralen
Welt.
Herzliche Grüße an Euch,
Bernhard (Damodar)
[1] Die erfahrbare Wirklichkeit, dass die individuelle Seele eins mit der Weltseele ist, wird hier sehr schön erklärt: http://www.world-religions-professor.com/atman-brahman.html ↑
[2] Es empfiehlt sich yogisches Fasten. Z.B. ein Tag in der Woche nur Wasser, dann wieder normal essen. Nicht vollständig gesunde, auch sehr alte bzw. sehr junge oder geschwächte Personen müssen ggf. vor einem Fasten den Arzt konsultieren, ob und wie es geht. ↑
[i] Autobiographie eines Yogi, Paramahansa Yogananda, S.612, Self Realization Fellowship, Ausgabe 98/2002 ↑
[ii] Autobiographie eines Yogi, Paramahansa Yogananda, S.532, Self Realization Fellowship, Ausgabe 98/2002 ↑
[iii] Wer bin ich? Die Lehren von Bhagavan Sri Ramana Maharshi, Herausgeber: Sri Ramanasramam, Tiruvannamalai, Indien. Das Büchlein Wer bin ich? in PDF kann kostenlos in vielen Sprachen direkt vom Ashram von Ramana Maharshi bezogen werden: http://www.sriramanamaharshi.org ↑
[iv] Quelle: SRF Magazin, Frühling/Sommer 2010 – eine tolle Informationsquelle zur Astralwelt ↑