Gelebte Liebe, lohnt sich das?
Erde und Geist – Newsletter Oktober 2018, auch als
PDF hier lesen.
Liebe Freunde, liebe Interessierte!
Liebe, das ist vollständige Authentizität und Wahrheit.
Aus menschlicher Sicht hat man scheinbar oft Nachteile
oder bringt sich in Gefahr, wenn man wirklich zur Liebe hält.
Daher will ich in diesem Newsletter ein Licht auf das
Thema werfen, auch weil ich beobachtet habe, dass viele Leute mehr Erfolg
auf dem spirituellen Weg haben werden, wenn sie den Sinn und Wert der
gelebten Liebe deutlicher erkennen.
Die Liebe und das menschliche Leben
„Liebe ist nicht von dieser Welt“
Es gibt in jedem menschlichen Leben, ob geistlich oder
nicht, immer wieder Situationen, wo wir eine manchmal sogar schmerzhafte
Entscheidung zwischen Liebe und materiellen Vorteilen treffen müssen.
Diese wenigen Situationen sind es, die maßgeblich über unseren
spirituellen Fortschritt oder Nicht-Fortschritt entscheiden, dabei führt
die Hingabe an die Liebe IMMER Schritt für Schritt und oft zunächst für uns
unsichtbar zur Verwirklichung der Erleuchtung.
Hier einige Beispiele für schwierige Situationen, die
viele Menschen kennen:
- Wähle ich einen Lebensweg oder Beruf, der mir wirklich
entspricht oder nehme ich den, der mehr Geld bezahlt? - Bin ich mit dem Partner zusammen, den ich wirklich liebe, auch
wenn z.B. Familie, Freunde oder Gesellschaft dagegen sind, oder wähle ich
den Partner, bei dem ich mehr Sicherheit, Status oder Bequemlichkeit
erhalte? - Wenn eine große Menge Menschen den Weg der Unwahrheit geht,
habe ich die Kraft, innerlich und äußerlich einen anderen Weg zu gehen,
insbesondere dann, wenn der Weg der Wahrheit (große?) materielle und
persönliche Nachteile bringt oder passe ich mich dem System an, damit ich
gut dastehe? - Wenn sich die Gelegenheit bietet, sehr hohe Profite durch
unseriöse oder moralisch zweifelhafte Geldanlagen zu erlangen, werde ich
investieren oder davon ablassen? - Wähle ich meine Nahrungsmittel ausschließlich nach meinem
Geschmack und Vorlieben aus oder lasse ich Liebe und Mitgefühl zu Tieren und
Pflanzen in meine Auswahl hineinfließen? - Wenn ich fühle, dass mich eine Lebenssituation, z.B. in der
Arbeit oder eine unglückliche Ehe, nicht mehr erfüllt, habe ich den Mut dem
Leben zu vertrauen und etwas zu ändern oder bleibe ich in der alten
Situation, damit ich „sicher“ bin?
Oben nur eine wirklich sehr kleine Auswahl. Es gibt
noch massenhaft weitere Beispiele zu diesem Thema.
Wichtig ist zu erkennen, dass es wirklich in jedem
Leben zahlreiche solche Situationen gibt, in denen ich geprüft werde, was
mir wirklich wichtig ist.
Wenn ich in solchen Situationen nur die materiellen
Vorteile wähle, liegt zwar das kurzfristig positive äußere Ergebnis
sozusagen auf der Hand. Wenn ich jedoch die Liebe wähle, begebe ich mich
scheinbar auf einen unsicheren Pfad. Ich weiß nicht, was mir das einbringen
wird, ich kann oft nur sehen, dass es meine eigentliche Wahrheit ist. Sicher
sehen kann ich zunächst jedoch den Verzicht, den ich haben werde, wenn ich
die Liebe wähle.
Die Liebe ist daher eine schwierige Wahl. Viele Leute
werden leider nicht im Leben die Liebe wählen, sondern sich anpassen. Wenn
ich den Weg der Liebe gehe, bin ich oft alleine, denn den anderen fehlt
häufig der Mut dazu oder sie haben andere Ziele.
Und dennoch, wenn ich nicht den Weg der Liebe gehe,
fehlt mir etwas sehr Wichtiges.
Ich weiß dann, dass ich nicht wirklich ehrlich zu mir
selbst und anderen bin. Ich habe zumindest innerlich das Gefühl ein
Verlierer zu sein, denn etwas Anderes war stärker und wichtiger als die
Wahrheit.
Liebe hat daher viel mit Vertrauen in das Leben zu tun.
Es ist eine Art Hingabe an das Gute und zunächst ein verstandesmäßiges
Nicht-Wissen, wohin die Reise geht.
Gelebte Liebe ist das Gegenteil von einem verstandeskontrollierten Leben.
„Um ein kreatives (intuitives) Leben zu leben, müssen wir unsere Furcht verlieren
falsch zu liegen.“
Ein kontrolliertes Leben wird vom Verstand geführt. Wir eignen uns Wissen über
das Bekannte an, planen, strengen uns an, um ans vorgestellte Ziel zu
gelangen.
Der spirituell ungeläuterte Verstand aber leitet seine
Ziele (Wünsche) nur aus der Vergangenheit bzw. aus der Identifikation mit
dem Körperbewusstsein ab. Wir versuchen, körperliche Genüsse zu sichern.
Sicherheit für den Körper in einer unsicheren Welt zu erschaffen. Wir
versuchen eine hohe soziale Position in der Gesellschaft zu sichern, um uns
sinnliche Genüsse und Sicherheit zu schaffen und ein anziehender
Sexualpartner für das andere Geschlecht zu sein.
Menschliche Leben spielen sich spirituell gesehen
häufig nur weitgehend in dem oben genannten Rahmen ab, sie entsprechen nur
den ersten 3 Chakren (von 7) im indischen Chakrensystem[1].
Dieses sicherheitsorientierte und kontrollierte Leben
ist auch ein angstorientiertes Leben, was sich letztlich aus dem
Glauben ableitet, dass Glück in diesen äußeren Dingen wie Sicherheit,
materielle Fülle und Anerkennung liegt.
Leider haben wir jedoch keine absolute Kontrolle
über das Außen und tief im Inneren wissen wir das. Immer wieder zerbrechen
Beziehungen, wir verlieren Geld oder Anerkennung oder selbst, wenn alles gut
läuft, verlieren wir am Ende des Lebens alle äußeren Errungenschaften durch
den Tod und seine Eiseskälte.
Kaum jemand hat jedoch ausprobiert, was passiert, wenn
man sein Leben in die andere Richtung lenkt.
Was passiert, wenn man nicht äußeren Dingen, wie
Sicherheit, Geld oder Anerkennung den höchsten Wert im Leben einräumt,
sondern der Spontanität und Hingabe und dem Nicht-Wissen der Liebe bzw.
authentischen Wahrheit des Moments?
Kaum jemand probiert es aus, weil das Risiko als so
groß erscheint und dennoch liegt, gemäß dem Zeugnis der wenigen, die es
wirklich so gelebt haben, alle Seligkeit und Fülle in einem solchen
authentischen Leben der Liebe, das letztlich dann sogar die irdische Welt
transzendiert.
Warum das „gewöhnliche weltliche Leben“ spirituell gesehen eine
Sackgasse und Tragödie ist
„Das Leben kann nie vollendet
werden, es sei denn, es wird wieder in seine offenbare Ursache gebracht;
dort ist das Leben ein Sein. Die Seele empfängt dieses Sein, wenn sie
bis auf den Grund stirbt, auf dass wir leben in jenem Leben in dem das Leben
ein Sein ist.“ – Meister Eckhart
Viele Menschen leben ihr Leben ohne jemals Gott zu
suchen. Der Gedanke an die Möglichkeit der Erleuchtung kommt ihnen gar
nicht, oder erscheint nicht interessant. Außerdem hat man sowieso genügend
Sorgen und Probleme und auch persönliche Ziele und Wünsche.
Die Menschen wissen gar nicht, welchen fatalen Fehler
sie machen, wenn sie Gott bzw. der Suche nach dem wahren Selbst und damit
wahrer bedingungsloser Liebe keine Aufmerksamkeit schenken.
„Was es auch an Körperlichkeit, an Empfindungen, an Gemütsregungen,
an Bewusstsein gibt, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, man sollte
in rechter Einsicht erkennen: „Das gehört mir nicht, das bin ich nicht,
das ist nicht mein Ich““ – Buddha
Ich erkläre Euch das jetzt im Rahmen meiner Erkenntnisse vom spirituellen Weg.
Erst jetzt, wo ich eine gewisse Tiefe meines Wissens erreicht habe, ist mir
voll bewusst, warum es wirklich so wichtig ist, mit aller Kraft nach der
Erleuchtung zu streben, so wie es Buddha schon vor langer Zeit sagte, und
diese Suche in keinem Fall aufgeschoben werden sollte.
Wir unterliegen nämlich, in der menschlichen
Identifikation, einigen sehr massiven Irrtümern.
Wir halten uns entweder für körperliche Menschen oder
wir halten uns (in manchen Fällen) für ein Geistwesen, was Mensch sein will.
Wir glauben, in dieser menschlichen Erfahrung könnten wir die Liebe erfahren
und glücklich sein.
Das Problem ist, dass wir nicht erkennen können, dass
wir nicht der Körper sind und daher unsere wirklichen Bedürfnisse auch
anders sind und dass unser eigentliches Lebensfeld daher auch nicht in
dieser 3D-Sphäre ist.
Wir sind ewiges reines Licht und unser Wesen ist
reine und bedingungslose Liebe.
„Die fünf Ursachen des Leides sind:
das Nicht-Wissen um die wirkliche Natur der Dinge, die Vorstellung von der
Existenz des Ichs, Zuneigung, Abneigung und die Sorge um das eigene Leben“ – Patanjali Yoga Sutren, II,3
Dieses reine Licht kann durch gerichtete Aufmerksamkeit und die gerichtete Kraft
des Denkens Traum-Realität erschaffen[2].
Es ist eine hohe und mächtige Kraft, die unser geistiges Erbe ist. Es ist
eine Fähigkeit unserer Seele, also des reinen Lichts, was wir sind.
Alles worauf diese Schöpfungskraft lange genug
konzentriert gerichtet ist und was tief im Innersten geglaubt wird, wird
wahr (im Traum).
Diese Schöpfungskraft ist unendlich mächtig. Jedoch ist
es auch möglich, diese zu missbrauchen. Dies geschieht, wenn die
Schöpfungskraft nicht mehr im Einklang mit dem innersten Herzen (Gott)
verwendet wird. So eine Schöpfung ist dann eine „abgetrennte Schöpfung“.
Vor unendlich langer Zeit begann hier in der 3. Dimension das Experiment der Trennung vom Ganzen
im Bewusstsein.
Ob die Trennung vom Ganzen von Gott (reinem
Bewusstsein) gewollt war oder einfach nur entstanden ist, weil es aufgrund
des freien Willens der Seelen möglich war, ist unbekannt.
Sicher fest steht für mich nur, dass es zu einer
Disharmonie im Geist und folgend auch in der Schöpfung kam.
Einige der geistigen Lichter, die die Seelen alle sind,
erschufen in ihrer Vorstellung, dass sie größer oder heller strahlen könnten
als andere und als Gott selbst, was aber tatsächlich niemals möglich ist, da
alles eins und homogen im Ursprung ist und alles Geschaffene letztlich
Täuschung ist.
„Wenn die Welt, also das was gesehen
wird, verschwindet, dann geschieht die Verwirklichung des Selbst, welches
der Seher ist.“ – Wer bin Ich? S.3, Ramana Maharshi
Aber
in der Vorstellung, einer illusionären Schöpfung, ist es möglich. Es
erscheint real, obwohl es das nicht ist.
Diese Vorstellung staute die Energie auf der einen
Seite und verringerte sie auf der anderen. Es wurden durch den
Trennungsgedanken Barrieren geschaffen und die Schwingung
verdichtete sich und fiel ab.
Alle Seelen, die am Experiment der Trennung also
teilnahmen, die vom Vater ausgegangenen Söhne, erschufen gemeinsam, gemäß
dem spirituellen Entsprechungsgesetz „Wie Innen so Außen“, durch ihre
Vorstellungskraft aus der Leere den dichten materiellen Kosmos und den
physischen Körper.
Der Trennungsgedanke ist jedoch nicht aus der Liebe,
denn er ist leidvoll.
Im Laufe der Zeit verdichtete sich die Trennung immer mehr und die Seelen,
eigentlich aus reinem Licht bestehend, vergaßen immer mehr und mehr ihre
Herkunft aus dem Licht und fielen immer mehr auf ihre Schöpfung, den
physischen Körper und seine begrenzten Fähigkeiten zurück. Dieses
Zurückfallen ist eine Folge der Trennung, denn durch die vorgestellten
Grenzen kann die ALL-EINE-Energie immer weniger fließen und wird immer
kleiner.
„Die Ich-Vorstellung ist Leidursache insofern,
als man sich mit dem Körper, der Wahrnehmungs- und Denkfähigkeit identifiziert und
darin sein eigentliches Wesen sieht.“ – Patanjali Yoga Sutren, II,6
Die Liebe bzw. das wahre Selbst geriet immer mehr in
Vergessenheit und im immer dominanteren angstbesetzten Egobewusstsein
kämpfte man von nun an gegen alles und jeden, um die geschaffene äußere
Welt.
Vom Verlust des Seelenbewusstseins erzählt z.B. die
bekannte Geschichte vom verlorenen Sohn aus der christlichen
Bibel, wie mir vor Jahren aus der geistigen Ebene in meiner Meditation
(damals auf einem ZEN-Kurs im Kloster) mitgeteilt wurde. Der Sohn geht vom
Vater (Gott bzw. dem Urgrund) hinaus, um die Welt (d.h. das Ego) zu
erfahren, und verprasst sein geistiges Erbe, d.h. das Wissen, wer er
ist, den Zugang zu Gottes Lichtreich (die astrale und kausale Schöpfung) und
seine spirituellen Fähigkeiten, und verliert sich dabei im Elend der
physischen Welt, bis er wieder zurückfindet zum Vater und freudig in seinem
geistigen Zuhause (Gottes Königreich) wiederaufgenommen wird.
Seit dem „Sündenfall“ der Trennung vom Ganzen leidet
die Seele, also DU, in der Welt bewusst oder unbewusst Qualen, weil sie
nicht mehr weiß, wer sie ist und was Glück bedeutet.
Sie erkennt nicht, dass sie nicht der Körper ist,
sondern dass der Körper NUR wiederum die Schöpfung der Seele ist. Die Seele
kann somit auch nicht mehr unterscheiden zwischen Ihren Bedürfnissen (Verwirklichung
der Einheit mit Gott) und den sinnlichen Bedürfnissen des Körpers.
Sie glaubt, die sinnlichen Bedürfnisse des von ihr geschaffenen Körpers
wären ihre eigenen Bedürfnisse.
Die Seele leidet unter großer Existenzangst, d.h. Angst
vor dem Tod, weil sie durch die Identifikation mit dem Körper ihre
Ewigkeit nicht mehr erkennt und sich nun für vergängliche Materie hält.
Die Seele kennt im Trennungszustand auch das Glück
der beziehungslosen Liebe, d.h. geistige Ekstase/Ananda[3],
nicht mehr.
Die dreidimensionale Welt ist nur ein Spiegelbild des
mentalen Inhalts aller Seelen, die in den Trennungsgedanken gefallen sind.
Sie sind alle hier (scheinbar) aufgrund des Entsprechungsgesetzes: „Wie
Innen so Außen“.
Nun kann die Seele ihre geistige Heimat (das göttliche
Zuhause beim Vater) nicht mehr sehen, wo sie in Wirklichkeit, jenseits des
Traums, immer noch ist und alles hat.
„Nicht-Wissen ist es, Vergängliches für ewig dauernd
zu halten und Unreines für rein, das leidvolle nicht als solches zu erkennen und für angenehm
zu erachten und das eigentliche Wesen im Unwesentlichen zu sehen.“ – Patanjali Yoga Sutren, II,5
Das Galeriegleichnis als Metapher für den geistigen Zustand der Unwissenheit
Die Seelen auf der materiellen Ebene gleichen Besuchern
in einer Bildergalerie, die wie verrückt und voller Angst auf das Bild vor
ihnen starren und ihren Blick nicht mehr abwenden können. Sie
haben vergessen, dass sie nicht das Bild sind, sondern der Besucher und dass
sie sich in Wirklichkeit frei bewegen können und eigentlich überhaupt
nichts mit dem gesehenen Bild zu tun haben.
Für den Erwachenden jedoch ist es anders. Er
fängt zuerst, durch den Weg der Kontemplation[4],innerlich
zu erkennen, dass er nicht das gesehene Bild ist. Nach und nach kann er
zuerst den Blick vom gesehenen Bild etwas abwenden, dann den Kopf drehen und
die anderen gefangenen Besucher der Galerie vor ihren Bildern sehen, dann in
der Galerie frei umherspazieren und schließlich – nach Wunsch
– auch die Galerie komplett verlassen oder in der Galerie
bleiben, um andere erstarrte Besucher zu erwecken[5].
Indien:
Was ist das Wesen des Gewahrseins?
Das Wesen des Gewahrseins ist Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit
(Sat-Chit-Ananda). – Wer bin Ich? S.3, – Ramana Maharshi
Christentum:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ – Johannes 18,36
und „Man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es!
Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch“ –
Christliche Bibel, Lukas 17,21
Es ist wirklich wichtig, zu erkennen, wer man ist, sonst verbleibt man in einem
tiefen und leidvollen Schlaf.
Man ist in Wirklichkeit ewiges und freudvolles
Bewusstsein, frei von Ängsten und Sorgen.
Man erkennt im Täuschungszustand nicht, dass man nicht
größer oder kleiner als andere Seelen sein kann und dass man nicht besser
oder weniger entwickelt sein kann als andere. Denn im Licht, jenseits der
Täuschung, ist alles sich stets seiner Einheit im Ursprung bewusst.
Wir sind immer unberührt – das muss man nur erkennen.
Diese Erkenntnis ist
Moksha, bzw. die Befreiung aus dem Kreis der Wiedergeburt.
Solange man es nicht erkennt, wird in der Seele ein
mentaler Traum nach dem anderen generiert. Dieses fortwährende mentale
Träumen und Wiedererschaffen des Trennungszustands ist Reinkarnation. Man
sucht unbewusst nach dem ewigen Glück und der ewigen unbegrenzten Liebe in
Täuschungsträumen, wobei man die Liebe und die Fülle in Wirklichkeit schon
ist.
Die Fülle der Liebe ist eine Vergöttlichung des Bewusstseins, was
wiederum bereits unser wahres Selbst ist.
Das ist der Endzustand. Vergöttlichung wird aber schon
vorher teilweise in einem noch menschlichen, d.h. mit dem Körper
identifizierten, Bewusstsein durch den geistigen Weg immer mehr entfaltet[6],
vor allem ab der Stufe des Herz Chakra-Bewusstseins und höher, und
bereichert auch dann schon die menschliche Erfahrung[7],
schon lange vor der endgültigen Erleuchtung.
Wird die Liebe aber schließlich perfektioniert, so
erhebt sich das Bewusstsein völlig aus den nur vorgestellten
Begrenzungen des Fleisches.
Hier noch einige Zitate aus Ost und West
Völlig befreite Meister können sich von ihrem Körper
lösen, d.h. den Körper ablegen und „sterben“ und in Gottes Königreich völlig
eingehen, oder der physische Körper wird noch aufrechterhalten, um die
Wahrheit zu lehren. Der Körper ist aber dann auch für sie kein Hindernis
mehr und sie sind frei von aller Furcht (Jivanmukti).
„Wer inmitten des Elends ungestört bleibt, sich
nicht nach Vergnügen sehnt und frei von Bindung, Angst und Wut ist, wird als
Weiser der ständigen Verwirklichung bezeichnet.“ – Kapitel 2, Vers 56 –
Bhagavad Gita
Die höchste Selbsterkenntnis wird in Indien, bzw. im
Advaita, in der Form des Lehrspruchs „Tat-Tvam-Asi“
bzw. „Du bist das“ offiziell gelehrt.
Wörtlich bedeutet Tat Tvam Asi[8]
„dass das Selbst (d.h. unser wahres Selbst, die Seele)
– in seinem
ursprünglichen, reinen, ursprünglichen identisch mit der ultimativen
Realität (Brahman=Gott) ist, die der Grund und Ursprung aller Phänomene
ist“.
Das vollkommene Wissen (Jnana),
dass dies so ist beinhaltet völlige Wunschlosigkeit (Vairagya)
nach der irdischen Welt und bewirkt die Erfahrung von
Moksha (Befreiung). Womit sich der Kreis schließt. Die Liebe
befreit von der schmerzhaften Identifikation mit Ego und dem Leiden.
Hier auch noch eine Beschreibung dazu, aus unserem
Kulturkreis, vom christlichen Mystiker
Meister Eckhardt [i]:
„Nun könntest du fragen, was denn die Abgeschiedenheit sei, wenn sie so
edel an sich selbst ist? Nun sollst du erfahren, dass richtige
Abgeschiedenheit nichts anderes ist als dass der Geist gegen alle Umstände,
sei es Freude oder Leid, Ehre, Schande oder Schmach, so unbeweglich bleibt,
wie ein breiter Berg gegen einen kleinen Wind. Diese unbewegliche
Abgeschiedenheit bringt den Menschen in die größte Gleichheit mit Gott. Denn
dass Gott Gott ist, das hat er von seiner unbeweglichen Abgeschiedenheit,
und davon hat er seine Reinheit und seine Einfachheit und seine
Unwandelbarkeit. Will daher der Mensch Gott gleich werden, soweit eine
Kreatur Gleichheit mit Gott haben kann, so muss er abgeschieden sein. Und du
sollst wissen: leer sein aller Kreaturen ist Gottes voll sein, und voll sein
aller Kreatur ist Gottes leer sein.“
Die Unfähigkeit, die Wahrheit nur durch den Verstand alleine rein
intellektuell zu erfassen:
„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.“ – Matthäus 5:3, Christliche Bibel
Die Wahrheit der Erleuchtung jedoch können wir nicht mit dem
Verstand alleine verstehen, z.B. durch Auswendiglernen. Wir müssen den Weg
der Liebe und Hingabe tatsächlich gehen. Denken heißt auch
UR-Teilen, und nur durch echte gelebte Liebe kann daher Verschmelzung mit
Gott, dem kosmischen Geliebten, erreicht werden. Wenn wir aber nur denken,
dann denken wir nur ÜBER etwas und bleiben letztlich davon auch getrennt.
Der gewöhnliche Verstand ist von den körperlichen
Sinnen abhängig und kann deshalb nur Dinge dieser Welt
erfassen.
Der Verstand muss erst durch die göttliche Liebe in der
Meditation verdunkelt, geläutert und umgeformt werden, bevor die Einheit mit
Gott von Seele [d.h. Geist] zu Geist direkt erfahren werden kann, ohne
Intermediär, und anschließend vom körperlichen Verstand (unvollkommen)
interpretiert werden kann.
Auch hier finden wir wieder in Ost und West die gleiche
Erkenntnis vor. So sagt der christlichen Mystiker
Johannes vom Kreuz:
„Mein Erkenntnisvermögen trat aus sich heraus und
wurde aus einem menschlich-natürlichen zu einem göttlichen; denn da
es Gott es sich durch diesen Läuterungsprozess einte, versteht es nun
nicht mehr dank der eigenen Lebenskraft und des eigenen natürlichen
Lichtes, sondern dank der göttlichen Weisheit, mit der es geeint wurde.“ [ii]
Allgemein über den transformativen Vorgang, den
spirituellen Aufstieg, schreibt er z.B.:
„Diese dunkle Nacht ist ein
Einströmen Gottes in den Menschen, das ihn von seinen gewohnheitsmäßigen
natürlichen und geistigen Unkenntnissen und Unvollkommenheiten läutert; die
Kontemplativen nennen sie eingegossene Kontemplation oder auch „mystische
Theologie“. Hier belehrt Gott den Menschen geheimnisvoll und unterrichtet
ihn in der Vollkommenheit der Liebe, ohne dass er dabei etwas tut noch das
Wie versteht. Diese eingegossene Kontemplation, insofern sie liebende
Weisheit Gottes ist, hat im Menschen hauptsächlich zwei Auswirkungen: Sie
läutert und erleuchtet ihn und bereitet ihn so für die Liebeseinung mit Gott
vor. Es ist die gleiche liebende Weisheit, welche die seligen Geister durch
Erleuchtung läutert, die auch hier den Menschen läutert und erleuchtet“ [iii].
Der spirituelle Weg der Liebe als alchemischer Weg
Der spirituelle Weg der Liebe ist im Wesentlichen eine
Alchemie, in der sich das gefallene und getäuschte Bewusstsein durch die
Energie der Liebe zurück in ein göttliches Schöpferbewusstsein erhebt.
Weil unser wahres Wesen Ewigkeit ist, kann uns die Welt
mit ihren vergänglichen Verlockungen auch niemals wirklich dauerhaft
zufriedenstellen. Vergängliches kann eben nicht mit Ewigem konkurrieren. Im
ewigen Leben in Gott in der Liebe gibt es keine Furcht mehr und alles Leid,
was aus der im Irrtum angenommenen Identifikation mit dem Körper
zusammengehangen hat, fällt von der Seele, d.h. uns, ab, wenn sie
schließlich wieder zum Vater zurückkehrt.
„Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige
Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber
fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe.“ – 1. Johannes 4:18 –
Christliche Bibel
Herzliche und lichtvolle Grüße an Euch,
Euer
Bernhard Goller (Damodar)
[1] Mooladhara, Swadhistana, Manipura bzw. Wurzelchakra, Sexualchakra und Bauchchakra. Bei kreativen und
religiösen, aber noch nicht erleuchteten Menschen, sind noch andere Chakren,
neben den ersten drei Chakren, teilweise geöffnet, was ihre menschliche
Erfahrung erweitert. Mehr zu den Chakren hier auf Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Chakra
[2] Für detailliertere Informationen zu dem Thema empfehle
ich als Einstieg z.B. die Lektüre „The Law of Attraction“ von Esther und
Jerry Hicks oder andere vergleichbare spirituelle Bücher und Filme.
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Sat-Chit-Ananda
[4] Mehr Informationen im Newsletter vom Juni 2018 hier http://www.erde-und-geist.de/gedanken/meditation.pdf
[5] Dies Symbolbild des Galerieverlassens entspricht der Befreiung aus
dem Zyklus der Reinkarnation nach Buddha (Moksha).
[6] Nähere Infos zur teilweisen Realisation der Liebe im Herzbewusstsein hier: https://wiki.yoga-vidya.de/Vishnu_Granthi
[7] Beispiele sind Menschen, die im Herzchakra
oder höher schwingen aber noch nicht die Buddhastufe der völligen Be-freiung erreicht haben: Ich persönlich
denke hier z.B. an Menschen wie Mahatma Ghandi oder Mutter Theresa, die in überpersönlicher Liebe der
Menschheit gedient haben. Sie lebten in einem für gewöhnliche Menschen unverständli-chen Bewusstseinszustand.
[8] gemäß Advaita, der Lehre der Nicht-Dualität,
die die spirituelle Hauptlehre Indiens ist. Eine Sichtweise, die auch ich durch meinen Kontemplationsweg
für mich als wahr erkannt habe.
[i] Traktat Nr. 3, von der Abgeschiedenheit
[ii] Johannes vom Kreuz, die Dunkle Nacht, S.102, Herder Spektrum Verlag, 10. Auflage 2010
[iii] Johannes vom Kreuz, die Dunkle Nacht, S.103, Herder Spektrum Verlag, 10. Auflage 2010